“Seelsorge als ‘Sorge um die Seele’ kann umfassend als Sorge um das Menschsein des Menschen verstanden werden. Sie vollzieht sich in der vertrauensvollen Kommunikation existentieller Fragen im Horizont des christlichen Glaubens.”
(Jürgen Ziemer, Seelsorgelehre)
Aus pastoralpsychologischer Sicht ist Seelsorge die Sorge um die Seele des Gegenübers auf der Basis des christlichen Glaubens.
Was ist Seelsorge?
Seelsorge – das kann ganz niedrigschwellig ein “Wie geht es dir?” sein, aus dem sich ein Gespräch ergibt. Seelsorge kann die Plauderei am Küchentisch sein, die Unterhaltung von Freunden, das gemeinsame Nachdenken über das, was uns guttut und was uns schmerzt – informell, gewollt unprofessionell und trotzdem (oder gerade deshalb?) oft unglaublich hilfreich.
Auf der anderen Seite des Spektrums kann Seelsorge das professionell-beratende Gespräch sein, in dem auf Methoden aus Beratung, Mentoring und Coaching zurückgegriffen wird. Erkenntnisse der Kommunikationstheorien finden ihren Platz ebenso wie die der Gestalttheorie, Individualpsychologie, Systemischer Beratung usw. – das ganze unter Einbeziehung gesunder Spiritualität.
Im hebräischen Sprachgebrauch wird der Mensch als „Nefesh“ bezeichnet. Gemeint ist eine lebendige Seele, in der Soma (Körper), Psyche (Gedanken und Gefühle) und Pneuma (Geist) zusammengehören. Dieses holistische Menschenbild liegt meinem Verständnis von Seelsorge zugrunde und bedeutet in der Praxis, immer den ganzen Menschen im Blick zu haben.
Was kann (und darf) Seelsorge leisten …
Seelsorge auf der Basis des zuvor genannten Menschenbildes nimmt nicht nur die psychische Dimension (Gedanken und Gefühle) in den Blick, sondern bezieht körperliches Erleben als Ursache und Lösungsansatz mit ein. Sie richtet den Fokus darüberhinaus auf die Geistigkeit des Menschen, im Falle christlichen Glaubens- und Gottesverständnisses auf sein Gottesbild, sein geistliches Erleben, seine Glaubenspraktiken, auf die positiven Glaubenserfahrungen ebenso wie auf die Glaubenshindernisse und destruktive religiöse Überzeugungen.
Die horizontale Beziehung des Seelsorgers und des Ratsuchenden wird ergänzt durch die vertikale Dimension – zusammen vor Gott stehend. Hier findet das gemeinsame Gebet ebenso wie (klagendes) Fragen, Trost und Zuspruch seinen Platz.
… und was nicht?
Seelsorge – obwohl ihrem Wesen nach auf Heil ausgerichtet – ist keine Heilkunde im gesetzlichen Sinn und ersetzt nicht den Arzt oder Therapeuten.
Laut Gesetz ist in Deutschland die Behandlung kranker Menschen Ärzten, Psychotherapeuten und – unter bestimmten Voraussetzungen – Heilpraktikern vorbehalten.
Interessiert?
Dann freue ich mich, von Ihnen zu hören.